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Bryce Canyon National Park

Kein Interesse am Geschäft − Die Strasse zum Bryce Canyon National Park steigt kontinuierlich an. Der Park liegt denn auch auf 2400 bis 2700 m ü. M. Trotz der Höhe müssen wir enttäuscht feststellen, dass noch kein Schnee gefallen ist. Schade, denn ein verschneiter Bryce Canyon wäre sicher schön und auf jeden Fall mal was anderes.

Der Bryce Canyon ist strenggenommen gar kein echter Canyon, da er nicht durch einen Fluss gebildet wurde, wie es zum Beispiel beim Grand Canyon der Fall ist. Beim Bryce Canyon wirken Wind, Wasser und Eis und erodieren so langsam die Kanten des Paunsaugunt-Plateaus, welches zum Colorado Plateau gehört. Übrig bleiben bis zu 60 Meter hohe Felsnadeln, die sogenannten Hoodoos. Von der Plateaukante aus gesehen, bilden die in grossen Bögen angeordneten Figuren natürliche Amphitheater. Das grösste unter ihnen heisst sogar Bryce Amphitheater und bietet ein paar tolle und häufig besuchte Aussichtspunkte wie z.B. Sunrise Point, Sunset Point, Inspiration Point und Bryce Point. Wir besuchen den Sunset Point und den Inspiration Point. Zu mehr reicht es heute nicht mehr. Viel zu früh, bricht die Dunkelheit (und Kälte) herein. Etwas wehmütig denken wir an den Sommer mit den langen Tagen im hohen Norden zurück.

Bevor wir den Park verlassen, erkundigen wir uns in der grossen und gut frequentierten Lodge (Ruby’s Inn) nach den Zimmerpreisen. Ein warmes Bett tönt zwar verlockend, ist uns aber die über 50 $ nicht wert. Etwas ausserhalb des Parks gibt es eine zweite Unterkunftsmöglichkeit. Sie scheint ziemlich neu zu sein und ihr fehlen ganz offensichtlich die Gäste (keine Autos). Trotzdem kommt uns der Besitzer kein bisschen entgegen und unterbietet den Preis des Ruby’s Inn um lumpige zwei Dollar.

 

Selber Schuld − So fahren wir wieder runter nach Tropic. Wir hoffen, dass es dort unten wenn auch nicht tropisch doch zumindest ein paar Grad wärmer ist. Bei der Auswahl des Übernachtungsplatzes tun wir uns schwer und auch die Kocherei im Freien löst keine Begeisterungsstürme aus. Beide träumen wir vom warmen Zimmer und der Hot Tub im Ruby’s Inn. Stattdessen hocken wir hier verloren in der Kälte und im Dunkeln... nun, alles freiwillig, oder? Etwas ausserhalb von Tropic finden wir bei Mossy’s Cave einen Parkplatz, der uns trotz Verbot zum Übernachten geeignet erscheint.

 

Weight Watchers ;-) − Am nächsten Morgen machen wir uns in aller Frühe auf den Weg in den Park. Wir wollen den Sonnenaufgang vom Bryce Point aus nicht verpassen. Unsere Disziplin wird jedoch nicht belohnt. Sobald die Sonnenstrahlen das Amphitheater auszuleuchten beginnen, ziehen plötzlich Wolken auf. Die Hoodoos stehen im Schatten und wir in der Kälte. Doch wie sagt man so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir und ein paar andere harren, die Kameras dabei auf die Felstürme gerichtet und den Finger am Auslöser, weiter aus, um bei einem allfälligen Wolkenloch sofort bereit zu sein. Doch das Wolkenloch kommt nicht. Schliesslich ziehen wir völlig verfroren von dannen. Da hilft nur eins, ein Besuch des Visitor Centers, wo wir Informationsmaterial studieren, die Ausstellung über den Park besichtigen und uns langsam wieder aufwärmen.

Später wagen wir uns wieder nach draussen und bereiten unser Frühstück zu (Cornflakes und Flocken). Wenn es jeweils so kalt ist, haben wir am Morgen keine Lust zusätzlich kalte Milch zu trinken oder kalte Joghurts zu essen. Ebenfalls unverlockend ist die Alternative in dieser Kälte Toaster, Kocher, Brot und Konfitüre hervorzukrammen. Wir fahren deshalb oft ohne etwas zu essen los und nehmen das Frühstück dann erst um die Mittagszeit ein.

 

Ansichtssache − Nach der Stärkung wandern wir auf dem Navajo und Queens Garden Trail hinunter in das Labyrinth von Felstürmen. Der Mormone Ebenezer Bryce, der 1875 hierher gesandt und mit der Erschliessung des Gebiets beauftragt wurde, meinte einst «it’s a hell of a place to loose a cow». Der Ort wurde aber nicht lange zur Landwirtschaft und Viehzucht genutzt. Häufige Überflutungen gefolgt von Trockenperioden liessen das Projekt der Besiedlung scheitern und Bryce und seine Kollegen weiterziehen. Immerhin der Name Bryce blieb am Park haften.

Anders wurden die Felstürme von den Paiute-Indianer angesehen, die den Bryce Canyon vor der Invasion durch die Mormonen als Jagdrevier nutzten. Sie glaubten, dass es sich um von Coyoten versteinerte Menschen handelt.

 

Es fehlt die klare Linie − Auf unserem Rundgang kommen wir an ein paar riesigen Tannen vorbei, die zwischen den baren Felstürmen emporwachsen. Das ist zwar beeindruckend, doch Lulu’s Meinung nach zerstören die grünen Tupfer das Gesamtbild. Die dunkelgrüne Farbe passt nicht zum Rot der Felsen. Kommt dazu, dass die Tannen und Büsche oft vom Wind einseitig verformt sind und daher recht erbärmlich aussehen.

Bevor wir den Park verlassen, besuchen wir den etwas abseits von der Hauptstrasse gelegenen Fairyland Point. Von hier aus hat man eine besonders gute Sicht auf das sogenannt «sinkende Schiff».